Gründer/-in
Hans-Peter Bärtschi, Dr. sc. techn., dipl. Arch. ETH
Pionier der Industriearchäologie
Geboren am 23. Februar 1950, wuchs er in Winterthur zwischen Gaswerk, Rangierbahnhof und den Maschinenfabriken Sulzer, SLM und Rieter auf. Schon in seinen Bubenjahren interessierte er sich für Fabriken und Eisenbahnen, fuhr mit dem Velo oder per Autostopp nach Belfort, Biel oder Brig. Diesen Ausflügen folgten Reisen in 120 Länder. Die geammelten Fotos, Zeichnungen, Modelle und Artefakten bilden heute das reichhaltige Innenwelt – Weltarchiv.
Studium – Weg in die Selbständigkeit
Nach der Matura studierte Hans-Peter Bärtschi ab 1969 an der ETH-Zürich Architektur. Er wurde Studentenpolitiker und staatlich intensiv überwachter Maoist. Sein mit dem Friedrich-Preis ausgezeichnetes Diplom bei Aldo Rossi und Dolf Schneebli hatte die Umnutzung des Zürcher Kasernenareals zum Thema. Ab 1975 vertiefte er am Institut für Geschichte und Theorie der Architektur seine Studien mit dem Titel Industrialisierung, Eisenbahnschlachten und Städtebau – die Entwicklung des Zürcher Industrie- und Arbeiterstadtteils Aussersihl. Ein vergleichender Beitrag zur Architektur- und Technikgeschichte. 1980 dissertierte er mit diesen Inhalten bei den Wirtschafts- und Städtebauhistorikern Jean-François Bergier und Paul Hofer. Zuvor hatte er sein Büro Arias – Architektur Industriearchäologie Stadtentwicklung – gegründet.
Industriekultur erhalten – ein Lebenswerk
Während 40 Jahren initiierte Hans-Peter Bärtschi Erhaltungskonzepte für Industriekulturgüter. Neben der Arbeit für seine Projekte publizierte er 30 Bücher, machte gegen 100 Ausstellungen und empfing an seinen Veranstaltungen 190’000 Menschen. 1980–2012 vertrat er die Schweiz in der International Conference on the Conservation of the Industrial Heritage, 2000–2004 lud ihn die Regierung Japans jährlich zu ihrem Fünfjahresprogramm für Industriekulturprojekte ein. 2013–2015 war er Mitglied des deutschen Fachbeirates für die Evaluation der ICOMOS-Welterbenominationen. Bis 2017 war er beim Bundesamt für Kultur Konsulent für die Erhaltung von Industriekulturgütern. Nach Kultur-, Architektur-, Literatur- und Fotopreisen erhielt er 2014 den mit CHF 100‘000 dotierten Lebenswerkpreis der Landis & Gyr-Stiftung für sein «uneigennütziges und konsequentes Engagement, für seine Weitsicht, Hartnäckigkeit und den Durchhaltewillen.» Die reichhaltige Nachlassenschaft seines Werkes wird nun vom Bildarchiv der ETH Bibliothek und von der Stiftung Industriekultur SIK gepflegt.
Sylvia Bärtschi-Baumann, lic. phil., Sozialwissenschaftlerin
Von England in die Schweiz
Sie wurde 1952 in London geboren, wo ihr Vater für Nestlé arbeitete. Sie wuchs in Aylesbury, in der Nähe von Oxford, gegenüber der Nestlé-Milchfabrik auf. 1962 kehrte die Familie in die Schweiz nach Grafstal zurück, wo ihr Vater bei Maggi arbeitete.
Nach der Matura absolvierte Sylvia Bärtschi das Lehrerseminar in Zürich und unterrichtete zwischen 1973 und 1999 mit Unterbrüchen 16 Jahre als Primarlehrerin. Im Mai 1976 verheiratete sie sich mit Hans-Peter Bärtschi. Als er sich selbständig machte, bestritt sie als Lehrerin mit sicherem Einkommen den Lebensunterhalt. Als sich die Firma Arias etabliert hatte, beschloss Sylvia Bärtschi zu studieren.
Neue berufliche Orientierung
1986–1992 studierte Sylvia Bärtschi an der Universität Zürich Volkskunde, Wirtschafts- und Sozialgeschichte und Pädagogische Psychologie. Während des Studiums arbeitete sie an Inventarisierungs-Projekten im Arias-Team mit. Nach dem Studium war sie als Assistentin am Volkskundlichen Seminar, als Koordinatorin des Kompetenzzentrums Gender Studies an der Universität Zürich, und als Dozentin und Mentorin an der Pädagogischen Hochschule Zürich tätig. 1996 erschien ihr Buch Chronisten des Aufbruchs – Zur Bildkultur der St. Galler und Appenzeller Fotografen 1839–1950. Seit 2006 arbeitet Sylvia Bärtschi für das Projekt Industriekultur Schweiz.